Tiere in der Grundlagenforschung


Am Max-Planck-Institut für Biologie in Tübingen arbeiten Forschende mit Versuchstieren. Dies geschieht mit dem Ziel, ein immer besseres Verständnis grundlegender biologischer und biomedizinischer Vorgänge zu erlangen, wenn alternative Methoden zur Forschung an Tieren nicht zur Verfügung stehen oder entsprechende Forschungen aus ethischen Gründen nicht am Menschen durchgeführt werden können. Sie schaffen so Grundlagen, die zunächst dem Wissensgewinn sowie einem besseren Gesamtbild des Lebens dienen. Letztlich erlaubt dieses Grundverständnis der relevanten Vorgänge des Lebens auch, Krankheiten besser zu verstehen und neue Behandlungsmethoden zu entwickeln. Auf den folgenden Seiten geben wir Ihnen Informationen zu unseren Versuchstieren und den gesetzlichen Bestimmungen zu Tierversuchen.

Die Tierforschung stellt Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen generell vor ein ethisches Dilemma: Der potenzielle Nutzen für den Menschen und der Schaden für das Tier sowie andere Vor- und Nachteile müssen sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Unsere Forschenden, Tierpfleger und Tierpflegerinnen, und unser Tierarzt nehmen ihre Verantwortung in Bezug auf die Durchführung von Tierversuchen und die Bereitstellung von artgerechten Einrichtungen für Labortiere sehr ernst - nicht zuletzt, weil valide Forschungsergebnisse nur von gesunden und stressfreien Tieren gewonnen werden können.

Für jede wissenschaftlichen Fragestellung wird genau abgewogen, welches Modellsystem dafür am besten geeignet ist – so finden viele unserer Experimente in Zellkulturen statt.

Basis einer optimalen Betreuung der Tiere ist natürlich eine umfassende Ausbildung und Qualifikation unseres Tierpflegepersonals. Hierzu tragen die institutsinterne und IHK-zertifizierte Ausbildung mit Tierpflegemeistern und Ausbildungsbeauftragten sowie ständige Fortbildungsmaßnahmen bei.

Gesetzliche Vorgaben und das 4R-Prinzip

Bei der Planung und Durchführung der Versuche wenden die Forschenden in der Max-Planck-Gesellschaft das sogenannte 3R-Prinzip an. 3R steht für „replace, reduce, refine“, auf Deutsch etwa „vermeiden, verringern, verbessern“:

  • Reduction: Die Zahl der Tiere pro Versuch wird auf das unbedingt erforderliche Minimum reduziert.
  • Refinement: Die Durchführung der Versuche und die Haltung der Tiere werden so optimiert, dass die Belastung der Tiere so gering wie möglich ist.
  • Replacement: Tierversuche werden durch Alternativmethoden (zum Beispiel Zellkulturen, Computermodelle, bildgebende Verfahren) ersetzt, wann immer dies möglich ist.
  • Als Organisation, die die Grundlagenforschung unterstützt, führt die MPG ein viertes R für "Responsibility" ein.
    • Als Forschende in der MPG sehen wir uns in der besonderen Verantwortung, unser breites wissenschaftliches Know-how in den Dienst des Tierschutzes zu stellen und gleichzeitig die Qualität der Forschung weiter zu verbessern.
    • Das heißt für uns, dass wir nicht nur die höchsten Qualitätsstandards in der Tierhaltung und bei den tierexperimentellen Vorhaben gewährleisten, sondern auch aktiv die Maßnahmen und Programme der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung des Tierschutzes in der biomedizinischen Forschung unterstützen.
    • Zum vierten R gehört auch die Teilnahme am ethischen Diskurs in der Öffentlichkeit zum Thema Tierversuche, den wir auf professioneller Basis führen möchten.

Erst nach diesen Vorarbeiten kann der Tierversuch beantragt werden.

Welche Tiere gibt es am Max-Planck-Institut für Biologie?

Am Max-Planck-Institut für Biologie wird derzeit an Zebrabärblingen, Stichlingen, Mäusen, Kaninchen, Rennmäusen, Fadenwürmern und Borkenkäfern geforscht.
Genaueres zu Haltungsbedingungen, Belastung durch Versuche und Nutzen für den Menschen finden Sie im Folgenden.

Die Mäuse an unserem Institut werden normalerweise in Gruppen gehalten, was ihrer natürlichen sozialen Lebensweise entspricht.  
Am Max-Planck-Institut für Biologie gibt es etwa 1250 Stichlinge. Gemeinsam mit dem benachbarten Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik hält unser Institut etwa 25 000 Zebrafische.  
Sowohl Rennmäuse als auch Kaninchen werden, wann immer möglich, in Gruppen gehalten. Die Kaninchen leben in Bodenhaltung mit viel Platz, Einstreu, Heu und Stroh. Die Rennmäuse werden in großen Rattenkäfigen gehalten.  
Der Nematode (fadenwurm) ist aufgrund seiner winzigen Größe und schnellen Generationsdauer ein idealer Modellorganismus für die Erforschung der Genetik von Entwicklungsprozessen.  
Die Anpassungsfähigkeit der Schildkäfer an unterschiedliche Umweltbedingungen macht sie zu hervorragenden Modellorganismen für die Evolutionsbiologie.  

Wichtigste Fragen und Antworten

Welchen Forschungsfragen gehen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen am MPI für Biologie nach? Wieso sind zur Beantwortung dieser Fragen manchmal Versuche mit Tieren nötig? Kann man Tierversuche ersetzen? Wie sind die rechtlichen Rahmenbedinungen für Tierversuche? Hier finden Sie Antworten.

FAQ

Antworten auf die wichtigsten Fragen zu Nutzen, Notwendigkeit, Genehmigungsverfahren, Kontrollmechanismen  
Welchen Forschungsfragen gehen unsere Forschenden nach, wenn sie mit Tieren forschen?  
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